03.09.2006

Crimson Gold von Jafer Panahi

Lange vor Offside beweist Jafer Panahi (wie auch in Der Kreis, 2000) in diesem Kultfilm (leider im Iran immer noch verboten) sein Talent, die grotesken Widersprüche in der iranischen Mullahkratur schonungslos offenzulegen. Von deren Antritts-Versprechen, soziale Missstände zu beseitigen, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Der Pizzafahrer Hussein, von zuviel Medikamenten und zuviel Pizza dick und lethargisch geworden, kurvt auf seinem Mofa durch Teheran. Immer dabei ist sein Kumpel, dessen Schwester er bald heiraten will. Amin Farzanefar (in seinem Buch Kino des Orients) hat ganz Recht, wenn er Crimson Gold als iranische Variante von Taxi Driver bezeichnet. Panahis Held ist ebenfalls ein rastloser Sucher, sein Vietnam, das ist der Iran-Irak-Krieg, und statt amerikanischen Fahrgästen befördert er italienischen Fastfood.
Unterwegs er-fährt er die soziale Topographie Teherans, pendelt auf seinem Roller mühelos zwischen den unterschiedlichsten Stadtvierteln, begegnet der Oberschicht, deren Leben so gar nichts mit seinem gemein hat. Dort feiern die Rich Kids der Hauptstadt feucht-fröhliche Partys, im Westen reich gewordenen Heimkehrer laden sich ein paar Nutten ein, um ihr Fernweh erträglicher zu gestalten, und den Sittenwächtern geht es weniger um die Sitten als um die eigene Macht. Je länger Hussein diesen Widersprüchen ausgesetzt ist, desto mehr wachsen Frust und Anspannung, bis er schließlich explodiert. Travis Bickle lebt! Crimson Gold, Jafer Panahi, Iran 2003, 95’

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hi Sarah,

I don’t understand German :) , I do understand Farsi and I loved this movie. Divine Penahi!