12.05.2007

Photocopy

Der Andrang im Qabbani-Theater (benannt nicht nach Nizar Qabbani sondern nach dem Gründervater des modernen arabischen Theaters Abu Khalil al Qabbani) war groß, als am Donnerstagabend Photocopy Premiere feierte. Unter der Regie von Maher Salibi liefen die beiden Hauptdarsteller Yara Sabri und Muhamad Hdaki zu Höchstleistungen gen auf. Insbesondere letzterer überzeugte als kleiner Büroangestellter. Das Stück beginnt mit Hdakis erstem Tag im Büro, wo er zum ersten Mal seiner Kollegin begegnet und ihr sofort verfällt. Die Jahre vergehen und die beiden Figuren sitzen sich den Rest ihres Berufslebens in einem von Hasslieben geprägten Verhältnis an ihren beiden Schreibtischen gegenüber. Ihre Träume sind klein und bescheiden, genau wie das Leben, das sie führen, doch nicht einmal die einfachen Wünsche werden wahr. Ein bisschen Hoffnung vermittelt allein Fairouz, deren Stimme aus dem Radio schallt, das sonst nur Jahr für Jahr politische Schreckensmeldungen verbreitet. Am Ende sitzt der Zuschauer zwei altgewordenen Menschen gegenüber, die die Welt voller Computer, SMS und Nancy Ashram nicht mehr verstehen. Der Titel ist Konzept und beeinflusst selbst das Bühnenbild, das wie an einer Achse gespiegelt erscheint. Rechts und links eine Tür, rechts und links ein Schreibtisch, rechts und links ein Mensch, dessen fehlende Zukunftsperspektive sie zu Stellvertretern einer ganzen Generation werden lässt. Die Kontakte zur Außenwelt sind rar. Links ein Radio, aus dem die Außenwelt ins Büro dringt, rechts ein Telefon, mit dem die Angestellten den Kontakt wahren. Je länger sie im Büro sitzen, desto bedrohlicher schieben sich die Wände zusammen, desto enger wird der Raum, der den Figuren zur Verfügung steht. Der Direktor des Unternehmens bleibt ein unsichtbares Wesen hinter der einen Tür, einzig ein Stummer (Mansor Nasr) kommt hin und wieder vorbei, staubt ab und bringt Kaffee vorbei. Photcopy ist eine bedrückende Parabel auf das Leben in einem autoritären Regime, eine bittere Groteske, die in düsteren Farben das Portrait einer Generation zeichnet, deren Träume von der Realität erstickt werden.

1 Kommentar:

orcival hat gesagt…

ui, da muss das Arabisch aber schon gehörig verbessert worden sein, wenn du jetzt schon so schönes im Theater auf Arabisch sehen & verstehen kannst...