16.11.2006

JCC -6-

15. November
Es ging tunesisch weiter mit der Pressevorfuehrung des Wettbewerbsfilms La tendresse du loup von Jilani Saadi,sein zweites Werk nach dem starken ersten Langfilm Khorma. Eine Gruppe junger, arbeitsloser Maenner vergewaltigt eine Edel-Prostituierte (Anissa Daoud). Nur Stoufa versucht, seine Freunde davon abzuhalten. Doch die Prostituierte hetzt ausgerechnet auf ihn einen Schlaegertrupp. Stoufa ist wie ein chien errant, ein Strassenkoeter, der ohne Ziel umherirrt, auf der Suche nach etwas zu essen oder einer Pruegelei. Doch schliesslich erkennt er, dass er in seinem Leben nichts zustande gebracht hat. Er glaubt, in der Prostituierten die Frau seines Lebens gefunden zu haben. Die Personenkonstellation dieses Strassenfilms bietet Sprengstoff, zeigt eine junge Generation auf der Suche nach Orientierung, doch die Kraft des Films entlaedt sich hauptsaechlich in gewalttaetigen Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Banden. Die Motivation der Hauptfiguren bleibt hingegen nebuloes.
Ausserdem im Wettbewerb der irakische Film Reves (Ahlam, siehe Biennale) und Mahamet-Salah Harouns Daratt, saison sèche, Gewinner von Venedig. Wie schon Abouna ein kraftvoller Film ueber die Suche nach einem Vater. Lange, ruhige Einstellungen, in denen das wichtig ist, was zwischen den Figuren nicht ausgesprochen wird, gute Schauspielerfuehrung und ein zutiefst humanistischer Blick praegen auch diesen Film des Regisseurs aus dem Tchad. Nach dem Buergerkrieg schickt ein Mann seinen Enkel Atim los, sich am Moerder seines Vaters zu rechnen. Atim findet den Mann und begnnt bei ihm eine Lehre als Baecker, doch je mehr er den Mann und seine Leiden kennenlernt, desto schwieriger wird es fuer ihn, den Mann zu erschiessen. Am Ende findet er eine Loesung, mit der sowohl er als auch der Grossvater in Frieden leben koennen. Grosses kontemplatives Kino ueber Schuld und Vergebung.
Im Panorama ausserdem der syrische Sous le toit (auf der Biennale unter dem titel Sous ce toit là gelaufen) sowie der marokkanische Fernsehfilm Les aretes du coeur, Panorama eines Berberdorfs an der Kueste, dass den Fischfang aufgegeben hat nachdem vor sieben Jahren eine Gruppe Fischer auf dem Meer umgekommen sind. Maenner sind seitdem Mangelware im Dorf und die Hinterbliebenen entwickeln zunehmend seltsame Eigenarten.
Ausserdem drei Kurzfilme, der mehrfach erwaehnte Une place au soleil von Rachid Boutounes, der aegyptische Aujourd'hui, 30 novembre (vgl. Biennale). Grosses Raetselraten angesichts des syrischen Behind Faces, Beobachtung einiger Frauen auf der Toilette eines Theaters - was will dieser Film und wie ist er im Wettbewerb gelandet? In der Section Internationale ausserdem der sympathische argentinische Familia rodante.

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