13.09.2006

Women’s Prison

Am Anfang steht der Blick von Außen. Der Blick einer Gefängniswärterin auf die Insassinen eines Teheraner Frauengefängnisses. Die Kamera folgt ihr durch Gänge, an Türen und Gittern vorbei, macht sich ihre Position zu eigen, den Blick auf Bahai, Monarchistinnen, Demokratinnen, kurz: auf all jene, die zu laut ihre Kritik an der iranische Mullahkratur geäußert haben. Fast gefühllos wirkt Women’s Prison, erster Spielfilm der erfolgreichen Produzentin Manijeh Hekmat, zu Beginn. Sie will kein Mitleid erregen, nicht um jeden Preis die Betroffenheit der Zuschauer hervorrufen. Die kommt mit der Zeit wie von selbst. Zwischen 1984 und 2001 zeigt Hekmats Film das Verhältnis zwischen der regimetreuen, beinahe drakonischen Gefängnis-Direktorin und der zunächst aufmüpfigen Insassin Mitra (Roya Nonahali). Über die Jahre landen drei junge Frauen in Haft (alle verkörpert von Hekmats Tochter Baran Kosari), die die verschiedenen Generationen iranischer Frauen und ihrer jeweils spezifischen Probleme verkörpern. Und je nach politischer Lage ändert sich auch die Stimmung in der Haftanstalt. In ihrem dokumentarisch anmutenden Film gelingt Hekmat eine subtile Analyse der Machtstrukturen innerhalb des Gefängnisses. Sie zeigt, wie sich Mitra langsam anpasst, damit sie für sich und ihre Mithäftlinge hin und wieder ein paar Vorteile herausschlagen kann. Der Mikrokosmos des Gefängnisses wird dabei zum Sinnbild für den iranischen Staat, der seinen Bürgern die Freiheit nimmt. Nur sind es in Women’s Prison nicht die Männer, die ihren Ehefrauen, Töchtern und Schwestern die Freiheit nehmen, es ist eine andere Frau, die dies tut. Dadurch, dass die Regisseurin den Film in einer rein weiblichen Welt spielen lässt, zeigt sie, dass der Kampf um Freiheit im Iran primär zwischen Herrschenden und Zivilgesellschaft ausgetragen wird. Wenn es um den Kampf für Freiheit geht, ist das Geschlecht zweitrangig.
Women's Prison (Manijeh Hekmat, Iran 2002)

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