12.09.2006

The Namesake

Nichts für Bollywood-Liebhaber: Mira Nair kehrt zu ihren realistischen Wurzeln (Salaam Bombay) zurück. Nicht von ungefähr widmet die Regisseurin ihren jüngsten Film den großen Vätern des indischen New Cinema der 60er und 70er Jahre, Satyajit Ray und Ritwik Ghatak. The Namesake ist weit entfernt von dem, was in den letzten Jahren verstärkt aus Bollywood nach Europa schwappte, auch von Nairs Monsoon Wedding (einer abgemilderten, „verwestlichten“ Variante des Bollywood-Films). Wenn hier gesungen und getanzt wird, dann ist das allenfalls ein ironisches Zitat. Hier gibt es keinen Überfluss an Farben, an Musik, an Gefühlen – Platz für Humor, menschliche Dramen und einige der besten Schauspieler der indischen Traumfabrik gibt es dennoch. Ein junges indisches Pärchen, dessen Hochzeit von den Eltern arrangiert wurde, zieht Ende der 70er Jahre nach New York. Fern der Heimat bekommen Ashima und Ashoke Ganguli zwei Kinder, einen Jungen und ein Mädchen. Ihr Sohn wird Gogol genannt in Erinnerung an Nikolaij Gogol, den russischen Lieblingsautor von Ashoke. Für den Jungen ist sein Name eine Bürde, so dass er ihn in Nikhil ändert, bis er den eigentlichen Grund erfährt, warum er diesen Namen trägt. Mira Nairs Verfilmung des gleichnamigen Romans von Pulitzer-Preisträgerin Jhumpa Lahiri zeichnet die Familiengeschichte der bengalischen Familie Ganguli nach, hin- und hergerissen zwischen Indien, wo ihre Wurzeln liegen, und den USA, wo die Kinder sich zu Hause fühlen. Das Thema mag nicht unbedingt neu sein, aber Regisseurin Mira Nair erzählt mit großer Sensibilität von der Suche nach einer eigenen Identität, von ihren zwei Seiten, exemplarisch durch die beiden Namen Nikhil und Gogol vereint. Durch die Kondensierung des Romans kommt es immer wieder zu Längen einerseits, zu einer manchmal elliptischen Erzählweise andererseits. So erfährt der Zuschauer nur en passant etwas über den Hintergrund der Eltern oder über Gogols jüngere Schwester Sonja. Doch in den meisten Fällen gelingt es Nair, die Balance zu halten zwischen den Geschichten der beiden Generationen, die sich in Amerika oft voneinander entfernt zu haben scheinen, um dann am Ende doch wieder als Familie zusammenzukommen. The Namesake (Mira Nair, 2006, 122’)

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