03.10.2006

10 Courts, Dix Regards

Während die tunesische Langfilmszene seit einigen Jahren vor sich hin dümpelt, tut sich in der traditionell sehr aktiven Kurzfilm-Szene einiges. Jüngstes Projekt ist 10 Court, Dix Regards des Produzenten und Regisseurs (Visa) Brahim Letaief. Seine Produktionsfirma Long & Court hat die Initiative ergriffen und zunächst zehn jungen RegisseurInnen die Möglichkeit gegeben, unter professionellen Bedingungen zu drehen. Neben einigen bekannten Technikern sammeln sich in den Filmen auch viele gut bekannte Gesichter des tunesischen Films: Fatma Ben Saidane, Lotfi Abdelli, Fares Naanaa und Ahmed Hafiane, um nur einige zu nennen. Die fünf ersten Filme liegen jetzt vor und hatten beim in Cannes Premiere. Ihre Regisseure: ebenfalls keine Unbekannten, sondern junge Leute, die sich in der zugegeben überschaubaren tunesischen Film- und Kunstszene einen Namen gemacht haben, sei es als Schauspieler, Drehbuchautor oder Künstler. So unterschiedlich die Personen hinter den Filmen, so vielfältig auch Themen und Stile. Schauspielerin Amel Smaoui (u.a. La Villa, Poupées d’argile) erzählt in Il faut que je leur dise auf humorvolle Weise den Umgang mit einem Tabuthema, Leyla Bouzid und Walid Mattar (Regisseur des wunderbaren Amateur-Kurzfilms Le Cuirassé Abdelkrim, der in Tunesien Kultstatus hat) inszenieren in Sbah El Khir mit großer Sorgfalt und Detailverliebtheit (wenn auch phasenweise etwas manieristisch) Jacques Preverts Gedicht Dejeuner du matin. In Train Train beobachtet Taoufik Behi Alltag und Fantasien eines ungleichen Ehepaares zwischen Zuneigung und Hass. Après l’orage… le beau temps von Afef Ben Mahmoud zeigt eine Frau mit einem eigentlich sehr alltäglichen und menschlichen kleinen Bedürfnis. Ihr Problem: sie sitzt im Auto auf einer Landstraße – wohin, wenn frau in Tunesien aufs Klo muss? Auch Walid Tayaâ nimmt sich in Madame Bahja einem dieser kleinen Dinge an, die zunächst bedeutungslos erscheinen, doch auf einmal eine ungeahnte Dimension erreichen. Auf Leben und Tod kämpft eine Hypochonderin mit der Plastikverpackung ihres Krankenhausessens. Mit Spannung erwartet: die restlichen fünf Filme dieser Initiative. Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht die letzten sein werden!

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