16.01.2008

Hier gibt es ein Interview à propos Elle et Lui, der nach Jahren endlich auch in Tunesien ins Kino gekommen ist und wenn man der Blogsphere folgt offenbar große Diskussionen ausgelöst hat. Regisseur Elyes Baccar und die beiden Hauptdarsteller Anissa Daoud und Mohamed Ali Ben Jemaa diskutieren mit dem Moderator von Mosaique FM.

13.01.2008

Pflichtlektüre!

Dazu würde ich gerne Wie im echten Leben. Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges des niederländischen Journalisten Joris Luyendijk erklären. Der Autor war seit Ende der 90er fünf Jahre lang Nahost-Korrespondent verschiedener holländischer Zeitungen, Radio- und Fernsehsender. In seinem Buch berichtet er nun nicht in einem Rundumschlag über "die arabische Welt", sondern erklärt, wieso man genau das als Korrespondent eigentlich nicht tun kann. Sein bitteres Fazit: man kann die arabische Welt nicht erklären, nicht in europäischen Zeitungen. Und seine Forderung: die Korrespondenten sollten nicht immer so tun, als könnten sie das, sondern öfter mal den Mut haben zu sagen "Ich weiß es nicht."
Luyendijk beschreibt die Schwierigkeiten, in diktatorischen Regimen verlässliche Informationen zu erhalten, vermeintlich "objektiv" zu bleiben zwischer israelischer und palästinensischer Propaganda, die Themensetzung durch Agenturen zu umgehen, oder einfach mal eine Geschichte über den Alltag in Ägypten unterzubringen. Denn Nachrichtenwert hat vor allem das Außergewöhnliche. Normalität kommt in der Berichterstattung über den Nahen Osten kaum vor, beklagt er. Ich würde das Buch gerne nicht nur für alle Journalisten, zu Hause vor den Agenturen sitzenden Redakteuren, vermeintlichen Nahost-Experten zur Pflichtlektüre erklären sondern am liebsten allen! Ganz einfach deshalb, weil Luyendijk einer der Wenigen ist, der klipp und klar sagt, dass das, was wir tagtäglich aus der Region erfahren, nur ein ganz winziges Bruchstück dessen ist, was wirklich los ist. Dass man jede Geschichte auch ganz anders hätte erzählen können. Dass die Realität viel komplexer ist als sie ein noch so gut geschriebener Korrespondentenbericht darstellen könnte. Und weil ein Großteil der Berichterstattung leider nur zusammengestückelte Agenturmeldungen sind, angereichert mit Statements von Wissenschaftlern, die entweder vom Geheimdienst oder europäischen Stiftungen finanziert werden. Unabhängige Berichterstattung sieht anders aus. Zu realisieren ist sie nur ganz, ganz selten. Luyendijks Buch ist desillusionierend. Aber nötig. Übrigens: in der gestrigen Ausgabe der taz findet sich ein Interview mit dem Autor. Und erschienen ist das Buch im Tropen-Verlag in der Reihe mundpropaganda. Kostenpunkt: 19,80 Euro